Mittwoch, Februar 28, 2007

Dosenöffner

Hildegard von Bingen sagte einmal: Wenn das Bewusstsein der menschlichen Seele nichts Unangenehmes und nichts Böses im Menschen spürt, dann öffnet sich auch das Herz dieses Menschen der Freude, so wie sich die Blumen der Sonnenwärme öffnen. Ich finde da hat sie Recht. Oder wie ist das gemeint? Ich jedenfalls freue mich heute über meine Kollegialgruppe, in der ich total liebe Menschen treffen werde, um mich mit ihnen über solche und andere Dinge zu beraten.

Dienstag, Februar 27, 2007

Ausgebremst :-)

Ja, da hab ich gestern früh noch so ein fröhliches Bild von meinem Sohn Julian reingestellt und dann musste ich am Nachmittag gleich mit ihm ins Krankenhaus, weil er sich beim Spielen ein paar Abszesse eingehandelt hat. Wir waren dann im Krankenhaus und nachts um 1:00 Uhr wurde er dann endlich operiert und ich hab dann da auch bei ihm übernachtet. Und sofort wird das ganze Leben mit all seinen Terminen und Herausforderungen total und radikal entschleunigt. Das ist doch immer wieder sehr bemerkenswert. Mach dir diesen Tag doch auch zu einem Freudenfest, indem du mal kräftig auf die Bremse trittst und anderen Menschen kleine Freuden schenkst.

Übrigens, wer mal die Englein singen hören will, der drehe die Lautsprecher auf und höre!

Und noch mehr übrigens: Denke besonders jetzt in der Fastenzeit daran, dass ein jüdisches Sprichwort sagt: Von zu viel Essen kann man sterben, von zu viel Fasten kann man sterben.

Montag, Februar 26, 2007

Gefängnis oder Swimmingpool

Heute morgen habe ich wieder in Joel Osteen's "Lebe jetzt!" gelesen. Irgendwie gefällt mir das Buch ja und im Prinzip hat er ja auch Recht, wenn er geistliche Erkenntnisse mit modernen psychologischen Erkenntnissen verbindet und sagt, dass es nichts nutzt zu jammern, sondern dass man das Beste aus seiner gegebenen Situation machen muss. Ja, ja, ich weiß, das rate ich meinen Klienten ja auch im Rahmen der Positiven Psychotherapie. Aber irgendwie spüre ich tief in mir, dass es einen Unterschied ausmacht, ob Paulus mir aus dem Gefängnis schreibt "Kopf hoch, vertrau auf Gott und alles wird dir zum Guten zusammenwirken." oder ob es mir jemand aus seinem Liegestuhl heraus am Swimmingpool seiner Villa schreibt. Wichtig an einer positiven Nachricht ist doch nicht nur, dass sie richtig ist, sondern auch ob der Nachrichtensprecher weiß wie's ist, ob er weiß wie es sich anfühlt, oder?

(Übrigens: Wenn du was weitersagen willst ...)

Und dann hab ich noch was zum Schmunzeln gelesen:
Es gibt zwei Regeln für Erfolg im Leben:
1. Erzähle den Leuten nie alles, was Du weißt!

Samstag, Februar 24, 2007

Mein bestes Leben

Vor mir liegt ein neues Buch, das ich zum Rezensieren bekommen habe: Joel Osteen's "Lebe jetzt!" mit dem schönen Untertitel: Beginnen Sie heute Ihr bestes Leben. Na gut, dann mach ich das jetzt mal eben. Vielleicht mag ja jemand von euch mitkommen und heute auch mein bestes Leben beginnen :-)

Und heute morgen beim Nordic Walking an der Nidda sagte mein Freund Mike zu mir: Gott beruft nicht die Fähigen, sondern die Willigen. Das hat er wiederum von seinem Freund Frank. Also, wenn du willst, ...

Freitag, Februar 23, 2007

Etwas Süßes braucht der Mensch

Hab ich gestern abend im Fernsehen gesehen und früher schon mal im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt. Andreas Gursky erzählt mit digitaler Bearbeitung phantastische Geschichten. In Neh 8 heißt es: "Dieser Tag ist dem HERRN, eurem Gott, heilig! Seid nicht traurig und weint nicht! Denn das ganze Volk weinte, als es die Worte des Gesetzes hörte. (...) Geht hin, esst fette Speisen und trinkt süße Getränke und sendet dem Anteile, für den nichts zubereitet ist! Denn der Tag ist unserm Herrn heilig. Und seid nicht bekümmert, denn die Freude am HERRN, sie ist euer Schutz!" Hammer, oder?! Na dann viel Spaß heute :-)

Donnerstag, Februar 22, 2007

Wo die wilden Kerle wohnen

Der Titel des schönen Bilderbuchs inspiriert mich immer wieder. Meinen wilden Kerlen muss ich heute mal eine Hommage widmen. Sind sie nicht toll, wie sie da zusammenstecken?! Ich bin sehr froh über diese drei, auch wenn ich nicht immer weiß, wie ich ihnen was Gutes tun soll. Der gute Hieronymus Ämiliani kann einem da ein Vorbild sein. Nicht umsonst hat er's bei unseren katholischen Freunden zum Schutzheiligen der Waisenund der verlassenen Jugend geschafft :-) Wenn es in deiner Umgebung Kinder und Jugendliche gibt, die deine Hilfe brauchen, mach dir ein Fest draus. Übrigens, um deine Sinnesorgane zu trainieren, wär's vielleicht mal wieder angesagt ins Museum zu gehen oder einen Bildband mit Gemälden zu betrachten. Das füttert die Seele und bringt so manches wieder ins Gleichgewicht.

Mittwoch, Februar 21, 2007

Aschermittwoch

Am Aschermittwoch ist alles vorbei, sagt man salopp in Katerstimmung :-) Ich muss an diesem Tag immer wieder daran denken, dass bei Jesus das Ende der Anfang war. Und dann freu ich mich riesig darüber, dass ich an Fasching vor 31 Jahren in einem Benediktinerinnenkloster mein Leben Jesus anvertraut hab. Seither profitiere ich von den Anfängen, die mir Gott jeden Tag neu schenkt. Und um wieder einmal auf den HvB-Kalender zurückzukommen :-) Da steht heute als Partytip drin: Machs mal wie Petrus Damiani und achte darauf, jeden Ort ein wenig besser zu verlassen als du ihn vorgefunden hast.

Dienstag, Februar 20, 2007

Die ebenbildliche Antwort

Edmund Schlink, mein Haus- und Hofdogmatiker :-), bewegt meine grauen Zellen immer wieder. Heute morgen lese ich bei ihm: "Der Mensch soll Gott vertrauen." Und zwar soll er das, weil er dazu geschaffen ist und weil ein Mensch immer wenn er Gott nicht vertraut an seinem Ureigensten, seiner Sehnsucht, seiner Bestimmung oder wie auch immer man es nennen will, vorbeilebt. Der Mensch soll also Gott vertrauen, schreibt Edmund, dass er ihm in seiner Schöpferliebe nichts vorenthalten hat, dessen er für sein Leben bedarf. So gebühre Gott allein schon für das Leben der Dank, dass er dem Menschen geschenkt hat. Wenn du also heute morgen aufgewacht bist und gespürt hast, wie dein Herz schlägt, deine Brust sich mehr oder weniger rhytmisch hob und senkte und sich kurz darauf auch deine Darmperistaltik zu Wort meldete, dann, so schreibt es Edmund, dann kannst du auch in Zukunft darauf vertrauen, dass er als der Liebende für dich da ist und nicht in Willkür an dir handelt. Ich finde das ist ein ganz schön herausfordernder Gedanke. Der kann einen schon einen ganzen Tag lang beschäftigen.

Sonntag, Februar 18, 2007

Dies ist der Tag, den der Herr macht

Heute habe ich nach langer Zeit mal wieder in der Michaelisgemeinde gepredigt:

Psalm 118,24 heißt es: „Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein." So geht der Vers nach der Lutherübersetzung und ist vielen von uns ja wohlbekannt durch das alte Lied „Dies ist der Tag, dies ist der Tag, den der Herr gemacht, den der Herr gemacht, ...“. Und dieses Lied passt auch ganz gut zu dem was hier im Vers gemeint ist, denn im Hebräischen stehen hier 2 ganz tolle Worte: zum Einen „nagilah“, das ursprünglich „wir werden uns im Kreise drehen“ bedeutet und auf diese Party- und Tanzbedeutung hin bedeutet es später dann auch „wir werden jubeln“ und das andere Wort ist „samach“, das insbesondere laute Äußerungen der Freude meint. In diesem Sinne überträgt die Hoffnung für Alle den Text dann auch so: „Diesen Tag hat er zum Fest gemacht, lasst uns fröhlich sein und jubeln!“ Gott fordert uns also in seinem Wort heraus, dass wir uns in einem bestimmten Zeitabschnitt mit Körpereinsatz freuen sollen. Und dieser Zeitabschnitt, der hier angesprochen wird ist der, den wir während des Lesens oder Hörens gerade erleben.Und auch wenn Sie gerade Schmerzen in Ihrem Körper haben und in Ihrem Körpereinsatz diesbezüglich stark eingeschränkt sind, gilt Gottes Wort trotzdem. Es gibt diesbezüglich einen sehr coolen Ausspruch vom heiligen Hermann von Alaska, einem Russen, der im 18. Jahrhundert mit 16 Jahren Mönch wurde, im Gebet körperliche Heilung erlebte und später als Missionar nach Alaska ging. Er sagte: „Von heute an, von dieser Stunde an, von dieser Mi­nute an, lasst uns Gott über alles lieben.“ Ein ganz einfacher Spruch, aber ein gewaltiges Lebensmotto, in einem nicht ganz leichten Leben: 14.000 km zu Fuß, um überhaupt erst einmal nach Alaska zu kommen, dann wurden seine 10 Mitmissionare getötet und er musste ganz alleine weitermachen ... Aber sein Lebensmotto blieb: „Von heute an, von dieser Stunde an, von dieser Mi­nute an, lasst uns Gott über alles lieben.“ Ps 118,24 ist einer der vielen Verse, die uns eine wunderbare Perspektive in unserem ganz persönlichen Alltag mit all seinen Einschränkungen eröffnen: Wir dürfen Gott nicht nur an einem bestimmten Tag, zu einem bestimmten Zeitpunkt oder an einem bestimmten Ort lieben und uns über ihn freuen. Wir können die Grenze ins Land der Freude in jedem Augenblick überschreiten. Vielleicht waren Sie ja gar nicht glücklich, als Sie heute morgen in die Kirche gekommen sind, und Sie können auch nicht vorhersagen, ob Sie nach einer Stunde im Gottesdienst oder morgen oder nächste Woche glücklich sein werden. Aber in dieser Stunde, in diesem Moment – JETZT – können Sie Ihre Augen auf den herrlichen Tag richten, den Gott geschaffen hat, auf den kostbaren Zeitabschnitt, diesen Augenblick jetzt und Sie können sich an ihm erfreuen, Sie können ihn genießen. Die Gegenwart ist die einzige Zeit, über die wir verfügen können. Die Gegenwart ist die einzige Zeit, die wir in gewissen Grenzen auch beeinflussen können. An der Vergangenheit kann ich nichts mehr ändern. Und was die Zukunft bringt, weiß ich nicht, und deshalb kann ich sie nur in begrenztem Maße beeinflussen. Doch genau jetzt, in diesem Augenblick, kann ich alles andere ausschließen und mich ent­schließen, mich zu freuen und damit zumindest einen Samen pflanzen, mein Leben zu verändern. Darüber hinaus verändert der Ent­schluss, sich in der Gegenwart über Gott und alles, was er erschaffen hat, und auch über alles, was er zugelassen hat, zu freuen, nicht nur die Gegenwart, er verändert auch meine Sicht der Vergangenheit und entzündet in mir die Hoffnung für die Zukunft. Wenn man sich das einmal bewusst macht, dann erkennt man, welche Kraft sich im Augenblick der Gegenwart verbirgt, und welche Kraft sich eben auch in solchen Zeitabschnitten wie einem gemeinsamen Zusammenkommen zu einem Gottesdienst verbirgt. Solche Augenblicke oder Zeitabschnitte können ganze andere Abschnitte unseres Lebens verändern. Dass uns das möglich ist, dafür hat Gott gearbeitet. Dieser Tag, dieser Augenblick, dieser Zeitabschnitt war nicht einfach da, er ereignete sich nicht einfach, weil die lineare Zeitausbreitung ihn sowieso hervorgebracht hätte, sondern dieser spezielle Augenblick heute, jetzt im Moment des Zuhörens, sagt Ps 118,24, den hat der allmächtige Gott speziell und persönlich für Sie zubereitet mit seiner Hände Arbeit. Das Hebräische verwendet extra einen besonderen Begriff für „diesen Tag hat der Herr gemacht“ um diesen Umstand hervorzuheben. Es bleibt natürlich eine große Herausforderung, besonders wenn man gerade die nicht so einfachen Zeitabschnitte des Lebens durchlebt. Darum heißt es wohl auch gleich im nächsten Vers: „O Herr, hilf uns doch! Gib uns Gelingen!“ Sich freuen zu können im Augenblick ist Herausforderung und Gnadengeschenk Gottes zugleich. Aber diese Gnade hört niemals auf, wie es dann im letzten Vers von Ps 118 heißt! „Dankt dem Herrn, denn er ist gut zu uns, und seine Gnade hört niemals auf!“ Es ist wahrscheinlich wirklich zu viel verlangt, ein ganzes Leben permanent in der Freude zu leben. Aber ist es zu viel verlangt, nur einen Augenblick lang glücklich zu sein? Sie kennen vielleicht den alten Witz: Wie isst man einen Elefanten? – Indem man einen Bissen nach dem anderen nimmt. Auch das gewaltige Projekt unseres Lebens muss so in überschaubare Schritte zerlegt werden. Und dafür hat Gott selbst uns ja auch ein Vorbild gegeben: bevor er alles Weitere geschaffen hat, hat er zunächst nur einen Tag erschaffen: „Es wurde Abend und wieder Mor­gen: der erste Tag“ (1.Mo 1,5). Das gigantische Werk der Schöpfung war nicht einfach plötzlich da, sondern es entstand nach diesem Strickmuster: „Tag für Tag.“ Schieben Sie also Ihr Glücklichsein und Ihre lauten Äußerungen der Freude nicht auf morgen – es könnte ja sein, dass es nicht auf Sie wartet oder dass Ihnen kein Morgen zur Verfü­gung steht. Sondern fangen Sie einfach an eine Äußerung der Freude abzusondern, die Ihnen jetzt in diesem Augenblick möglich ist und genießen Sie sie. Natürlich können Sie sich jetzt nicht mit dem ganzen Körper im Kreise drehen und laut jubeln, weil Sie ja in der Kirchenbank eingeklemmt sind, aber vielleicht können Sie ein paar Finger auf der Gesangbuchablage tanzen lassen und vielleicht stiehlt sich dabei ein Lächeln auf Ihr Gesicht, als hätten Sie an einem heißen Sommertag genau die richtige Menge Eiscreme gegessen. Genau jetzt ist der Zeitpunkt, ein Samenkorn der Freude in die Erde Ihrer Seele zu legen. Und je aufgewühlter man übrigens ist, also in Zeiten der Herausforderung, desto bessere Chancen hat der Samen auch wirklich zu wachsen und zu blühen. Amen

Samstag, Februar 17, 2007

Verkleide dich nicht!

Mitten im Trubel von Fasching ein paar Weisheiten zum Nachdenken :-) "Ein bisschen Güte von Mensch zu Mensch ist besser als alle Liebe zur Menschheit.", hat der Sohn eines Försters gesagt. "Herr, bewahre mich vor der Liebe von Leuten, die mich nicht mögen.", betete Morton T. Kelsey darum auch immer wieder.

Außerdem gibt's über meinen Sexartikel eine super kontroverse Diskussion bei Jesus.de, was mich sehr erfreut. Schreib doch auch mal deinen Senf dazu! ...

Sonntag, Februar 11, 2007

Der neue Mensch

Heute war ich in dieser Gemeinde zum Predigen. Es war richtig schön und ich glaube wir haben uns alle sehr wohl gefühlt im Gottesdienst. Die Predigt werde ich am Montag im Laufe des Vormittags in diesen Post hier hineinstellen. Im Übrigen schreibt doch mal was ihr in dem Logo erkennen könnt. Das werde ich dann mal an die Leute von der Gemeinde weiterleiten :-)

"Von einem Baum warf ein Affe einem Menschen eine Kokosnuss an den Kopf. Der Mensch hob die Kokosnuss auf, ... - ... trank die Milch, aß das Fruchtfleisch und machte sich eine Schüssel aus der Schale. Mein Thema heute morgen heißt „Der neue Mensch“.

Als ich mich auf die Predigt vorbereitet habe und das Thema „Der neue Mensch“ gegoogelt hab, da fand ich 2.480.000 Seiten im Internet, die alle das Thema „Der neue Mensch“ behandeln.

Gleich die erste Seite hieß: „Der neue Mensch – eine Obsession des 20. Jahrhunderts“ und handelte von einem Ausstellungskatalog des Deutschen Hygiene Museums in Dresden. „Der neue Mensch ist eine Leerformel,“ schreibt auf dieser Internetseite ein Professor Anz aus Marburg, „die von Sehnsüchten und Wunschträumen unterschiedlichster Art aufgefüllt wird. Als Leitbild stand der neue Mensch Diktatoren und Schlächtern ebenso wie Revolutionären, Aufklärern und Humanisten vor Augen. (...) Der Neue Mensch, das kann der durchschaubare, züchtbare, optimal funktionierende oder auch der beseelte, religiös erweckte Mensch sein. Es kann ein künstlicher Mensch sein, die dynamische, kraftvolle, perfekt funktionierende Maschine Mensch, von der die italienischen Futuristen phantasierten, oder der Mensch, dessen Naturwüchsigkeit aus der Hülle gesellschaftlicher Konventionen und diskursiver Ordnungen hervorgebrochen ist.“

„Der neue Mensch – eine Obsession des 20. Jahrhunderts“. Woran liegt das wohl, dass wir so millionenfach versessen auf einen neuen Menschen sind? Vielleicht daran, dass wir so extrem, wie vielleicht in keiner anderen Zeit eine Unmenschlichkeit leben, die alle Menschen weltweit jederzeit in Mitleidenschaft ziehen kann. Der Mensch zettelt Weltkriege an, produziert Weltwirtschaftskrisen und zerstört das ökologische Gleichgewicht der Welt. Dass dieser Mensch mit seinen guten Ideen abgewirtschaftet hat, steht uns immer deutlicher vor Augen. Und Paulus würde offene Türen einrennen, wenn man wüsste, dass er in Eph 4 vorschlägt, den alten Menschen abzulegen und den neuen Menschen anzuziehen.

Der neue Mensch heißt dabei nicht so, weil er jeweils mit dem Wechsel der Zeit Gleichschritt hält oder ihm sogar avantgardistisch die Bahn bricht und der alte Mensch ist nicht der, der sich bloß der gegenwärtigen Mode nicht anpasst und einen außer Kurs geratenen Stil pflegt. Der neue Mensch, das ist eine Hoffnung, eine Versprechung, die in unserer Zeit in verschiedensten Variationen und Konstellationen immer wieder auftaucht und die Menschen in ihren Bann zieht.

Der versierte Predigthörer fürchtet wahrscheinlich an dieser Stelle schon ein neues Ausbildungsprogramm, noch mehr Herausforderungen, noch mehr Übungen, wie man zu einem neuen Menschen wird. Aber ich kann dich beruhigen. Ich habe eine Bibelstelle mitgebracht, in der Paulus die 4 wesentlichen Grundaspekte des neuen Menschen anspricht und ich habe mir vorgenommen euch heute aufzuzeigen, dass alle 4 Grundaspekte des neuen Menschen damit zusammenhängen, dass man dem Leistungsdruck abschwört. Frage an Radio Eriwan: Kann man den neuen Menschen trainieren? Antwort: Im Prinzip Ja. Aber nur in dem Sinn, dass man ihn fröhlich und mit Lust und Leidenschaft auslebt. Der neue Mensch wird nicht besser durch Training, er ist nur besser dran durch angewandte Erlösung.

Jesus Christus ist der Anfang einer neuen Schöpfung. Er war der erste, der die Bestimmung, die der Schöpfer den Menschen gegeben hatte, erfüllte, und dem in seiner Auferweckung die Verwandlung des irdischen Menschen in die Herrlichkeit des ewigen Lebens zuteil geworden ist, die Verwandlung des alten Menschen in den neuen Menschen. Alle Kirchen lehren übrigens als erste Bestimmung der Schöpfung die Ehre Gottes und als zweite die Glückseligkeit der geistigen Geschöpfe. Diese Bestimmung hat Jesus vollkommen ausgelebt und ist damit sozusagen der Prototyp des neuen Menschen geworden.

1.Kor 15,20-22: „Christus ist vom Tod auferweckt worden, und als der erste Auferweckte gibt er uns die Gewähr, dass auch die übrigen Toten auferweckt werden. Durch den einen alten Menschen kam der Tod. So kommt auch durch den einen neuen Menschen die Auferstehung vom Tod. Alle Menschen gehören zu Adam, darum müssen sie sterben; aber durch die Verbindung mit Christus wird ihnen das neue Leben geschenkt werden.“

Alt wird der alte Mensch deshalb genannt, weil er - wie die Raupengestalt für den Schmetterling – als etwas Vergangenes hinter dem neuen Menschen liegt. Der alte Mensch, den wir ablegen sollen, ist die Art, wie sich der Mensch vorher verstand und gebärdete, die Abhängigkeiten, in denen er lebte, die Illusionen, die er sich machte – mit all dem ist es vorbei. Es ist abgetan, erledigt, er hat es hinter sich gelassen. Was einst faszinierte, gilt jetzt als hoffnungsloser Fall, als eine aussichtslose Sache, als etwas, was schließlich nichts anderes einbringt als den Tod. Der neue Mensch aber, und das wird dich jetzt vielleicht verblüffen, aber der neue Mensch, das bist du, du, so wie du da jetzt in diesem Gottesdienst sitzt und Gott heute morgen mehr oder weniger angebetet hast. Es steckt in dir drin durch deine Verbindung mit Jesus Christus. Und durch eigene Anstrengung kannst du es nur verderben. Jesus allein ist der Anfänger und Vollender deines Glaubens und damit ist er auch allein der Anfänge und Vollender des neuen Menschen in dir.

Was ist aber jetzt der neue Mensch? Wie sieht er aus? Paulus spricht von den 4 grundlegenden Aspekten des neuen Menschen in 2.Kor 5,17: „Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.“

Der neue Mensch ist im Grunde genommen der alte Mensch, ist der Mensch so wie Gott ihn sich einmal ausgedacht hat, ist der Mensch als Ebenbild Gottes in den Ausprägungen Mann und Frau. Der neue Mensch heißt von dem her so, worauf er baut. Der neue Mensch setzt nicht auf das, was vergeht, und darum auch nicht auf sich selbst. Er ist nicht der bessere Mensch der Zukunft, dem man als einem Ideal nachjagt und der erst noch entstehen soll. Der neue Mensch von dem die Bibel spricht hat vielmehr deshalb Zukunft, weil er sich dem unüberholbar Neuen verdankt, das selbst durch den Tod nicht mehr vernichtet werden kann. Den neuen Menschen charakterisiert also nach 2.Kor 5,17

1. dass er in Christus ist

2. dass er eine Schöpfung ist

3. dass der alte Mensch, die ursprüngliche Version vergangen ist

und 4. dass etwas Neues in ihm zum Vorschein kommt

Diese 4 Aspekte will ich in den folgenden Minuten ein wenig beleuchten ...

1. Der neue Mensch ist in Christus.

Kol 3,3: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott.“ Der neue Mensch hat eine sehr intime persönliche Beziehung zu Jesus. Diese Beziehung entsteht dadurch, dass du dein Leben Jesus Christus in einem Gebet, in einer Willenserklärung anvertraut hast. Es geht nicht darum wie viel Stille Zeit du machst, wie intensiv du beten kannst oder wie viel du über Jesus Christus weißt. Wenn der alte Mensch dem Urteil Gottes zustimmt, dass er von ihm getrennt versucht hat sein Leben zu gestalten und dass er damit Schiffbruch erlitten hat und wenn er damit in Ordnung ist, mit Gott versöhnt und sich immer wieder neu mit ihm versöhnen lassend, dann erübrigt sich eben auch jeder krampfhafte Versuch, sich durch eigene Anstrengung in eine Position zu versetzen, in der man Gott angenehm ist. In Christus sein heißt angeschlossen sein an die Quelle, umschlossen sein vom überfließenden Strom des Lebendigen. In Christus sein, das ist eine organische Verbindung, eine unlösbare Verbindung. Am ehesten könnte man es eben noch mit Wasser vergleichen: H2O ist eine Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff und die beiden können sich nicht von selbst aus trennen. Trotzdem ist der Sauerstoff im Wasser immer noch Sauerstoff und der Wasserstoff ist immer noch Wasserstoff. 1.Kor 1,30: „Durch Gott selbst aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung…” Immer wieder formuliert Paulus das „in Christus sein“, 138mal im NT. In Christus sein durch die Taufe. In Christus sein durch den Glauben, der Gottes Willen geschehen lässt. In Christus sein durch die Liebe, die Gottes Willen lebt. In Christus sein heißt in deinem Alltag darauf zu vertrauen, dass es einen Gott gibt, dass dieser Gott dich bedingungslos liebt und dass alle Dinge, die in deinem Leben passieren an diesem Gott vorbei gegangen sind und von ihm zugelassen worden sind. Das in Christus sein gibt zugleich Anteil an Christus und – weil die Gemeinde ja der Leib Christi ist – auch mit der Gemeinde. Und das ist der andere Aspekt des neuen Menschen in Christus: er ist nicht mehr einsam, allein, auf sich gestellt, sondern ist durch Christus Teil einer Gemeinschaft, eines Beziehungsnetzes, in dem er aufgehoben und geborgen ist, ohne etwas dafür leisten zu müssen.

2. Der neue Mensch ist eine Schöpfung.

Eine Schöpfung wird von einem Schöpfer erschaffen. Das Geschöpf kann nichts dazu tun. Das Geschöpf kann den Schöpfungsprozess auch nicht beeinflussen. Ich finde es unglaublich erleichternd, dass der neue Mensch eine Schöpfung ist. Das heißt nämlich auch, dass ich mir das Neue nicht erleisten kann. Es kommt von Jesus Christus, in dem wir sind. Und während wir in ihm sind, erschafft er etwas Neues in uns, so wie am Anfang der Schöpfung, also aus dem Nichts heraus, ohne Vorleistung oder Vorbedingung unsererseits. Für dich als den neuen Menschen heißt das: Durch die Rettung, durch die Rechtfertigung, durch die Lebendigmachung und durch die Heiligung bewirkt Gott eine Entsprechung zwischen dir, dem Glaubenden und Jesus Christus. Gott macht dich dem Gerechten und Heiligen ähnlich, den er errettet und zum neuen Leben erweckt hat. Dieser Prozess hat begonnen, als du dich Jesus Christus anvertraut hast, als du ein Christ geworden bist. Noch ist das Neue zwar unter dem Alten verborgen, noch ist das Leben mit Christus unter dem Sterben mit ihm verborgen. Aber durch Jesu Tod und Auferstehung ist das Alte doch schon so endgültig überwunden, dass das Alte die zukünftige Offenbarung der Gotteskinder nicht aufhalten kann. Denn wenn Gott erst einmal etwas angefangen hat, dann lässt er es auch nicht mehr los. Phil 1,6 heißt es über diese Eigenschaft Gottes: „Ich bin ebenso in guter Zuversicht, dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Christi Jesu.“ Du musst nicht ein neuer Mensch werden, sondern Gott macht aus dir einen neuen Menschen. Es muss in dir wachsen. Und Wachstum kann ich zwar in begrenztem Maße begünstigen, aber ich kann es nicht produzieren. Das Wachstum der neuen Schöpfung, des neuen Menschen braucht Zeit und nicht Anstrengung, so wie Paulus es in Gal 6,15 betont: „Denn weder Beschneidung noch Unbeschnittensein gilt etwas, sondern eine neue Schöpfung. Und so viele dieser Richtschnur folgen werden - Friede und Barmherzigkeit über sie.“ Das Aufgewühltsein des Christenlebens, das Hin- und Hergerissensein zwischen Anspruch und Realität kann zur Ruhe kommen, wenn du erkennst, dass der neue Mensch, der Jesus nachfolgt, eine Schöpfung ist.

3. Der neue Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass der alte Mensch, die ursprüngliche Version vergangen ist.

Das Alte ist vergangen, es hat keine bestimmende, gestaltende Macht mehr. Was ist das Alte? Es ist alles, was uns von Gott getrennt hat, alles was uns vom Leben ferngehalten hat. Das Alte ist natürlich die Sünde. Die Sünde hat aber nichts mit Moral zu tun, sondern meint ganz einfach von dem altdeutschen Wort Sund her, was Graben bedeutet, alles was uns nicht zu Gott hin, sondern von ihm wegführt. Sünde bedeutet: Der Mensch lebt verkehrt, gegen seine Natur, gegen seine ureigenen Lebensinteressen. Das hat Konsequenzen für den betreffenden Menschen und für sein Verhalten gegenüber anderen Menschen. Indem er sich von Gott abwendet, wird sein Leben dunkel, kalt und arm. Weil er sich nicht mehr beschenken lässt, wird er geizig. Ängstlich muss er sichern, behalten, weil er fürchtet, weniger zu werden, zu verlieren: Er spart an Liebe, geizt mit der Zeit, denkt immer mehr an sich statt an andere. Schlimmer noch: er gibt nicht nur nicht weg, er nimmt anderen das ab, was er bekommen kann; er beutet und nutzt sie aus, er nimmt, was er braucht. Woher sonst soll er seinen Lebensunterhalt sonst bekommen? Er dreht sich nur um sich selbst statt sich offen und frei nach anderen, nach Gott, dem Leben und der Sonne auszustrecken.

4. Im neuen Menschen kommt etwas Neues zum Vorschein.

Wir halten zunächst einmal fest, dass nicht alles neu geworden ist, sondern dass Neues im Werden ist. Auch das ist sehr befreiend. In dir und mir ist ein Prozess in Gang gesetzt worden, bei dem das Neue wachsen und sich entfalten kann. Gott ist ein Gott des Neuen. Er kann Situationen verändern, kann jederzeit in unbegrenzter Kreativität Neues wirken, Neues hervorbringen, Neues schaffen. Er ist nicht begrenzt durch irdische Abläufe, mögen sie auch für den Menschen noch so bedeutsam und beachtenswert erscheinen. Er ist der Gott, der eingreift, der aktiv Dinge und Situationen verändert, der Menschen beruft, befähigt, mit Kraft ausrüstet und mit ihnen geht. Er ist der Gott der tiefen, echten, innigen Liebesbeziehung, aus der ganz Neues hervorkommt: Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. (1.Korinther 2,9) Wenn wir die Bibel unter dem Gesichtspunkt „neu“ betrachten, werden wir feststellen, dass sie geradezu davon strotzt, dass Gott Neues tut. Abgesehen von der eigentlichen Erschaffung der Welt aus dem Nichts heraus, zu seinem immer neuen Eingreifen in die Geschichte der Menschheit. Nur einige Beispiele: die große Flut, die Verwirrung der Sprachen, die Berufung eines Menschen Abraham, um damit den Kernpunkt des Reiches Gottes inmitten einer gefallenen Schöpfung zu legen, die Herausführung eines ganzen Volkes aus der ägyptischen Gefangenschaft, die Gabe eines Bundes zwischen Gott und Mensch, die immer neuen Berufungen, Visionen, Prophetien, Zeichen und Wundern usw. usw. Und dann, als absoluter Höhepunkt, das unvorstellbarste Ereignis aller Zeiten: Gott selbst wird Mensch, begibt sich in die Schöpfung hinein und schafft durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung aus dem Grab den ultimativen, absoluten, dramatischen Neubeginn überhaupt. Den für jedermann, der dessen willig ist, gangbaren Weg zu einem völligen Neubeginn, einem Neuanfang, der so einschneidend ist, dass die Bibel geradezu von einer Neugeburt spricht, einem neuen Menschen: Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Der neue Mensch ist der jesusähnliche Mensch. John Stott schreibt dazu: »Müssten wir in einem einzigen kurzen Satz zusammenfassen, was der Sinn des Lebens ist, warum Jesus Christus in diese Welt kam, um zu leben, zu sterben und auferweckt zu werden. Müssten wir kurz erläutern, welche Ziele Gott im langen Verlauf der Geschichte des Alten wie des Neuen Testaments verfolgt, so könnten wir kaum eine prägnantere Erklärung finden als diese: Gott macht Menschen menschlicher,indem er sie Jesus ähnlicher macht. Um Jesus zum Verwechseln ähnlich zu sehen, stellen wir Christen ja manchmal alles Mögliche an. Die einen entwerfen Armbändchen, die anderen rennen die Türen der Beichtstühle ein und wieder andere lassen sich von den unmöglichsten Dämonen befreien! In seinem Brief an die Galater und im Zusammenhang mit geistlichem Wachstum lässt Paulus diese Dinge interessanterweise völlig unberührt. Welche Bestandteile hat so ein neuer Mensch?, fragt Paulus. Er hat vor allem 9 Charaktereigenschaften, die ihn so aussehen lassen wie Jesus. Paulus zählt sie in Gal 5,22 auf: „Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“ So ist Jesus!

Für manche mag die Frucht des Geistes und die ganz Sache mit dem neuen Menschen vielleicht immer noch eher eine harte Nuss sein. Dann lasst uns die Nuss einfach aufheben, die Milch trinken, das Fruchtfleisch essen und uns aus der Schale eine Obstschüssel machen. Amen"


Donnerstag, Februar 08, 2007

Sexualität

Die neue Dran ist da und in ihr ein neuer Artikel von mir über Sex. Schaut ihn euch doch mal an: Wie Gott sich guten Sex vorstellt.