Mittwoch, Mai 30, 2007

Noch mehr Zeichnungen ...

Neulich nachts ist mein 10jähriger Sohn Julian aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen. Da nahm er sich Stift und Papier und malte Kirchenfenster im Schreiter-Style. Cool, oder? Kirchenfenster können ja eine Membran zum Ewigen sein. Und dazu hab ich heute etwas Tolles bei Hildegard von Bingen gelesen: "Die Macht der Seele kann man in den Augen des Menschen sehen, wenn seine Augen klar, hell und durchsichtig sind, weil die Seele mit Macht im Körper wohnt, um recht viele Werke in ihm zu vollbringen. Die Augen des Menschen sind nämlich die Fenster der Seele." In diesem Sinne ist mein Partytip heute zweigeteilt: Zum einen empfehle ich heute einmal einem anderen Menschen tief in die Augen zu schauen und ein wenig darin zu verweilen. Das allein könnte schon ein Fest auslösen. Zum anderen versuche doch einmal eine Kirche in deiner Nähe zu finden mit schönen Fenstern und dann setz dich mal ins Licht dieser Fenster und lausche in die Ewigkeit Gottes hinein. Das kann ebenfalls ungeahnte Feste mitten im Alltag auslösen!

Dienstag, Mai 29, 2007

Sind das nicht tolle Zeichnungen?

Nachdem unser Wäldchestagausflug heute ins Wasser gefallen ist, hat mein ältester Sohn Lion mich mit ein paar ausgezeichneten Satirezeichnungen zum Schmunzeln gebracht. Ich weiß nicht, wie es euch geht, ich finde sie hervorragend. Lion wird im Juni 12 Jahre alt ...

Montag, Mai 28, 2007

After Hour Hochzeit

So, jetzt sind wir von der Hochzeit zurück und es war einfach wunderschön. Essen und Trinken waren gut, Leute waren gut, wir haben Papierheißluftballons fliegen lassen und kreative tolle Beiträge gehabt. Und jetzt bin ich wieder zu Hause und bevor ich ins Bett fliege, stell ich noch schnell die Predigt hier ein, nach der mich ein paar Leute gefragt haben. Ich wünsche euch allen noch krasse Pfingsten und vielleicht sehen wir uns noch später. Alles Liebe, euer Mickey


Lesung

Ich lese jetzt 2 Texte aus der Bibel darüber, wie Gott sich das Zusammenleben zwischen Menschen im Allgemeinen und das von Mann und Frau im Besonderen vorgestellt hat.

1.Kor 13,1-8:

Ohne Liebe bin ich nichts. Selbst wenn ich in allen Sprachen der Welt, ja mit Engelszungen reden könnte, aber ich hätte keine Liebe, so wären alle meine Worte hohl und leer, ohne jeden Klang, wie dröhnendes Eisen oder ein dumpfer Paukenschlag. Könnte ich aus göttlicher Eingebung reden, wüsste alle Geheimnisse Gottes, könnte seine Gedanken erkennen und hätte einen Glauben, der Berge versetzt, aber mir würde die Liebe fehlen, so wäre das alles nichts. Selbst wenn ich all meinen Besitz an die Armen verschenken und für meinen Glauben das Leben opfern würde, hätte aber keine Liebe, dann wäre alles umsonst. Liebe ist geduldig und freundlich. Sie kennt keinen Neid, keine Selbstsucht, sie prahlt nicht und ist nicht überheblich. Liebe ist weder verletzend noch auf sich selbst bedacht, weder reizbar noch nachtragend. Sie freut sich nicht am Unrecht, sondern freut sich, wenn die Wahrheit siegt. Diese Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles und hält allem stand. Einmal werden keine Propheten mehr zu uns sprechen, das Beten in anderen Sprachen wird aufhören, die Erkenntnis der Absichten Gottes mit uns wird nicht mehr nötig sein. Nur eins wird bleiben: die Liebe.

Und jetzt lese ich den wohl am meisten missbrauchten Text aus der Bibel, Kapitel 5 des Epheserbriefs:

31 Deswegen wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein.
32 Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und die Gemeinde.
21 Ordnet euch einander unter in der Ehrfurcht vor Jesus,
25 Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat,
26 damit sie ihm ganz gehört. Durch sein Wort hat er sie von aller Schuld gereinigt. Wie eine Braut soll seine Gemeinde sein: schön und makellos, ohne jeden Fehler, weil sie allein Christus gehören soll.
28 So sind auch die Männer schuldig, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst.
29 Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch der Christus die Gemeinde.
30 Denn wir sind Glieder seines Leibes.
33 Deshalb sage ich noch einmal: Ein Mann soll seine Frau so lieben wie sich selbst. Und die Frau soll ihren Mann achten und ehren.
22 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn.
23 Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist, die er als seinen Leib erlöst hat.
24 Wie nun die Gemeinde sich dem Christus unterordnet, so auch die Frauen den Männern in allem.“

Predigt

Liebe Judith, lieber Yves, liebe Verwandte, liebe Freunde, liebe Hochzeitsgemeinde.

Aller guten Dinge sind drei, sagt man. Jetzt hab ich aber erst 2 Bibeltexte vorgelesen. Aber vielleicht haben die auch schon dem einen oder anderen für drei gereicht. Darum noch ein kurzes aufklärendes Wort zu dem Eph 5 Text, der von Männern in der Geschichte bis heute so übel missbraucht wurde, um die Frauen zu unterdrücken. Wenn Paare zu mir in die Eheberatung kommen und der Mann beruft sich mal wieder auf Eph 5, dann sage ich den Frauen immer: So lange er nicht für euch stirbt, braucht ihr euch auch nicht unterzuordnen. Wenn er aber für euch stirbt, dann heißt „unterordnen“ einfach nur noch sich diese Liebe gefallen zu lassen und sich da einzuordnen, in dieses Geheimnis, dass Gott der Welt seine Liebe unter anderem auch anhand der Liebesbeziehung zweier Menschen deutlich machen will.

Liebe Judith, lieber Yves, ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass ihr Gottes Liebe vom Himmel auf die Erde herunterholt und in eurer Ehe auslebt. Denn die Art und Weise, in der ihr miteinander umgeht, ist ein Versprechen und ein Zeichen auf eine neue Welt hin. Gott will euer Leben nehmen, um darin sein Leben, seine Liebe sichtbar zu machen und das Werk Christi in unsere Zeit und in unseren Erfahrungsbereich hinein sichtbar zu machen. Paulus hielt sein Leben lang und in allen Umständen an seiner Vision einer Gegenkultur der Liebe fest, weil er von Gottes Liebe durchdrungen war und deswegen schrieb er in seinem Brief an die Epheser: „Dass Mann und Frau in ihrer Liebe ein Fleisch sein werden, das ist so ein großes Geheimnis. Ich aber deute es auf Christus und die Gemeinde.“ Paulus sagt: Unsere Hoffnung ist das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, unsere Hoffnung ist das Leben, Sterben und Auferstehen von Jesus Christus, und am deutlichsten wird diese Hoffnung zum Ausdruck gebracht in der Art und Weise wie Mann und Frau in Liebe miteinander umgehen. So gesehen ist die Ehe zweier Christen tatsächlich ein Sakrament, ein heiliges Zeichen für Gottes Liebe in einer kaputten Welt.

Um die Vision der Liebe nicht aus den Augen zu verlieren, habt ihr euch Jesus Christus anvertraut und sein Wort über eure Ehe gestellt und das ist das dritte Bibelwort, das ich vorlese. Es ist euer Trauspruch: „Gottes Wege sind vollkommen, des Herrn Worte sind durchläutert. Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.“ Dieser Bibelvers soll euch ein Leitmotiv von Jesus her in eurer Beziehung sein. Nun kann man über Jesus Christus denken was man will, aber seine radikale Liebe, die er bis zur letzten Konsequenz ausgelebt hat, verdient Respekt oder auch Ehrfurcht.

Und ich will euch drei gute Dinge mitgeben, die mir im Nachdenken über euren Trauspruch und im Rückblick auf unsere Gespräche gekommen sind.
1. Gottes Wege sind vollkommen
2. des Herrn Worte sind durchläutert
und 3. Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.
So habt ihr es euch ausgesucht, weil’s in der Lutherversion so schön klingt. Dieser Vers hat etwas in euch angesprochen, auch wenn das Wort „durchläutert“ ein bisserl gewöhnungsbedürftig erscheint. Also hab ich mir mal ein wenig näher angeschaut, worum es in diesem Vers eigentlich geht.

1. Gottes Wege sind vollkommen

Wenn man zusammen auf eine Reise gehen will, dann ist es aus vielerlei Gründen gut, wenn man einen Reiseführer hat. Ein guter Grund ist zB der, dass man sich vor nichts zu fürchten braucht, wenn man einen Freund hat, der den Weg kennt. Das sagt der kleine Tiger zum Bären als sie auf der Reise nach Panama sind, dem Land das über und über nach Bananen riecht. Und auch in der Bibel, im Buch des Predigers stehen gute Gründe für einen Reisebegleiter: „Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen. Stürzt einer von ihnen, dann hilft der andere ihm wieder auf die Beine. Doch wie schlecht steht es um den, der alleine ist, wenn er hinfällt! Niemand ist da, der ihm wieder aufhilft! Wenn zwei in der Kälte zusammenliegen, wärmt einer den anderen, doch wie soll einer allein warm werden? Einer kann leicht überwältigt werden, doch zwei sind dem Angriff gewachsen. Man sagt ja auch: „Ein Seil aus drei Schnüren reißt nicht so schnell!“

Das hebräische Wort für Weg (däräk) meint den durch Betreten festgetretenen Weg, wobei meist an eine durch Fußgänger, Reiter und Karawanen gezogene Spur zu denken ist. Den Weg, den ihr jetzt zusammen als Paar gehen wollt, den sind schon viele vor euch gegangen, so dass der Weg schön festgetreten ist, man kann eigentlich gut auf ihm gehen. Ein wenig mulmig wird es einem vielleicht, wenn man die von der Sonne ausgebleichten Knochen der Beziehungsleichen am Wegesrand anschaut. Aber so lange man auf dem festgetretenen Weg Gottes bleibt, kommt man gut voran. Denn Gottes Wege sind vollkommen, sie sind tamim. tamim heißt vollständig, unversehrt, ganz, fehlerfrei, vollkommen. Gott hat über den Weg einer Beziehung gut nachgedacht und seine Vorschläge, wie wir sie in 1.Kor 13 gehört haben oder auch in Eph 5 oder seine Gedanken zur Vergebung und Versöhnung und zu Lust und Leidenschaft sind vollständig. Gott weiß, wie Menschen glücklich werden können.

Als ich so dieses Wort tamim vor mir gesehen habe, da musste ich an unberührte Wege im Schnee denken. Das sind ja meistens auch Wege, auf denen schon viele Menschen vor einem gegangen sind und die eigentlich festgetreten sind. Aber durch den Schnee sieht es dann plötzlich aus, als wäre da noch niemand gegangen und man kann selber auf dem sicheren Untergrund des befestigten Weges im Schnee eine neue Spur legen. Das Leben, das vor euch liegt ist neu und unberührt, es ist terra incognita, so wie es Frankfurt am Anfang für dich gewesen ist, lieber Yves. Wie gut, dass du Judith gleich zu Anfang als ihr euch im Auto über Frankfurt rumgekabbelt habt auf der Nachhausefahrt von dem Schulfest, auf dem du Judith zunächst einmal als Pennerin, Moderatorin und Stimme vom Hammering Man begegnet bist, wie gut, dass du dich da gleich getraut hast sie als Reiseleiterin anzusprechen und sie provozierend gefragt hast: „Na dann zeig mir doch mal schöne Stellen in Frankfurt!“ Und wie gut, dass Judith darauf eingegangen ist, nachdem sie ihre Kompetenz unter Beweis gestellt hatte indem sie wusste, wie man Yves schreibt und was ein Phasenprüfer ist. Da spürte Yves schon gleich: Diese Frau geht mit beiden Beinen auf sicheren festgetretenen Wegen.

Das hebräische Wort für Weg kann auch die noch zurückzulegende Strecke bezeichnen oder auch den Weg, den man schon gemeinsam gegangen ist. Wenn man sich anschaut, was ihr beiden miteinander schon durchgestanden habt, könnte man auf die Idee kommen, dass dem lieben Gott da doch irgendwie etwas leicht entglitten ist. 2 Jahre habt ihr gemeinsam ein tiefes Tal der Krankheit durchschritten. Aber woran ihr leicht auch hättet zerbrechen können, hat eure Liebe nur wachsen lassen und gestärkt. „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.“ Das hat die Judith zu Yves und Yves zu Judith gesagt und beide zusammen haben es zu Gott gesagt. Und am Ende dieser dunklen Zeit haben sie gemerkt, dass Gottes Wege vollkommen sind. Dieses Gefühl, dass Gott bei euch ist und dass ihr beiden auch in schweren Zeiten zueinander steht, das hat sich jetzt in euer Gedächtnis eingebrannt. Und da das Gedächtnis ja über Gefühle organisiert wird, besteht die berechtigte Hoffnung, dass ihr auch in Zukunft auf den vollkommenen Wegen Gottes gemeinsam als Liebespaar gehen werdet.

Das war das Erste und jetzt kommt das Zweite von den guten drei Dingen:

2. des Herrn Worte sind durchläutert

Okay, da müssen wir natürlich zuallererst einmal erklären worum es sich bei diesem „durchläutert“ handelt. Das hebräische Wort zerupha bedeutet bewährt, geprüft, echt, durch Feuer gereinigt. Und das hat dir, lieber Yves, ja schon von Anfang an an Judith so gefallen, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt und geradeheraus sagt, wie’s ist und was sie denkt. Ihre Worte sind nicht verbogen und nicht abschätzend, taxierend, was wird wohl dabei herauskommen, wenn ich dies oder jenes sage. Damit hat sie sich bestimmt schon das eine oder andere Mal den Mund verbrannt. Aber da brennt ein Feuer in ihr, das ihre Worte durchläutert. Und auch du bist ein solcher Mann, Yves, du sagst vielleicht nicht ganz so viele durchläuterte Worte, wie die Judith, aber das was kommt, das steht fest. Darauf kann man sich verlassen. Und wenn du heute nach reiflichster Überlegung Judith dein Ja-Wort gibst, dann wird das stehen, so wie auch Judiths Wort stehen wird. Und noch viel mehr gilt das für die Worte Gottes. Diese Worte, diese Versprechen sind auch durch das Feuer gereinigt, die sind vielfach geprüft mit einem göttlichern Phasenprüfer und haben sich im Leben von so vielen Menschen bewährt.

Und dann kommt hinzu, dass hier ganz besondere Worte gemeint sind, des Herrn geläuterte Worte sind keine akademischen Klugscheissereien, sondern imrah – imrah sind Worte im Sinne von dichterischer Rede bzw im Sinne von Liedern. Das finde ich eine sehr schöne Vorstellung, dass Gott euch seine Weisheiten über das Leben im Allgemeinen und über eure Beziehung im Besonderen zusingt. Denn gerade wenn man weise Worte am Dringendsten braucht, kann man sie emotional gar nicht so richtig annehmen. Und mit Musik geht alles besser. Musik beruhigt uns und wir sind geneigt einem Lied eher zuzuhören als einem guten Rat. Das Lied setzt sich dann auch noch als Ohrwurm in uns fest und lässt uns noch ganz lange über das Gesagte nachdenken. So wirken auch des Herrn durchläuterte Worte.

Und mit solchen verdichteten und gedichteten Worten habt ihr ja auch schon gute Erfahrungen gemacht, ich erinnere nur an das Geburtstagsgedicht, dass es im Fundament eurer Beziehung immerhin auf Platz 1 geschafft hat. Darum will ich die Aussage „des Herrn Worte sind durchläutert“ auch noch einmal mit einem Gedicht verdeutlichen, von einer meiner Lieblingsautorinnen, Rose Ausländer, der großen deutsch-jüdischen Lyrikerin:

Der Auferstandene
küsst
mein erfrorenes Wort
tote Seelen
bitten mich um
ein treues Gedicht
das
die Würmer erwürgt

So sind durchläuterte Worte. So wird es wohl auch gewesen sein, als vor nicht allzu langer Zeit an einem vielen nicht unbekannten Teich in dem schönen Städtchen Gensingen Yves auf die Knie fiel und Judith den Ring entgegenstreckte und sie ganz durchläutert fragte, ob sie seine Frau werden wolle. Und obwohl das exakt 4 Jahre nach ihrem ersten Treffen geschah, bei dem sich Judith und Yves den durchaus verwirrenden Film „Vanilla Sky“ angeschaut haben, ließ sich Judith unter dem „Gensinger Sky“ nicht verwirren, sondern sagte mit beiden Bein en auf festgetretenem Wege stehend Ja.

Das war das Zweite und jetzt kommt das Dritte von den guten drei Dingen:

3. Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen

Liebe geht durch den Magen sagt man und Vertrauen geht auch durch den magen. magen ist auch das hebräische Wort für Schild. Das Wort steht für die Schutzwaffen, die auch als Schmuck aufgehängt werden können, damit man sie immer vor Augen haben kann, als einen bildlichen Ausdruck für Gott als Schutzmacht. Auch der Schuppenpanzer von Tieren kann so bezeichnet werden, also sozusagen eine dicke Haut durch das Vertrauen bekommen. Und die kann man schon gebrauchen, denn unser Vertrauen zueinander wird täglich aufs Neue so angegriffen, dass es fast schon eine vom Aussterben bedrohte Tierart ist. „Kann man denn überhaupt niemandem mehr trauen?“ Sicher ist jedem von uns schon einmal dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, wenn er von einem Menschen enttäuscht wurde. In einer solchen Situation enttäuscht zu sein, ist eine ganz normale Reaktion. Viele Menschen jedoch, die schlechte Erfahrungen mit ihren Mitmenschen gemacht haben, sind nicht nur enttäuscht, sie werden auch sehr misstrauisch und entwickeln eine feindselige Haltung gegenüber anderen. Das Misstrauen ist für sie eine Art Schutzschild, das sie vor schlechten Erfahrungen bewahren soll – nach dem Motto: Wenn man nichts erwartet oder wenn man gar mit dem Schlimmsten rechnet, dann kann man auch nicht enttäuscht werden. Und da ist ja auch durchaus etwas dran. Aber durch diese Einstellung verhindert man auf der anderen Seite auch, mit anderen Menschen positive und befriedigende Erfahrungen zu machen.

Wenn wir als Kinder enttäuscht wurden, dann sind wir zunächst einmal oft einfach nur heulend zu Mama oder Papa gerannt und haben uns hinter ihrem Rücken versteckt. Mama und Papa waren dann unser Schutzschild, die unsere gemeinen Verfolger in Schach gehalten haben. Und genau das schlägt der dritte Teil eures Trauspruchs auch vor. Das hebräische Wort chosim heißt sich bergen, Zuflucht suchen bei Gott, der euer Schild sein will. Wenn wir enttäuscht werden, vielleicht eben auch einmal in der Liebesbeziehung vom Partner, dann, so schlägt es euer Ehemotto vor, rennt heulend zu Gott, weil der euch nämlich nicht gleich mit guten Ratschlägen kommt, sondern Gott tröstet erst einmal. Da kann man einfach so sein wie man ist und dann merkt man, wie Gott so ein unbedingtes Vertrauen in die positive Entwicklung von Ereignissen verströmt, das sich dann so langsam auch auf einen selber abfärbt. Ein kluger Mann hat mal gesagt: „Vertrauen ist ein Mechanismus zur Reduktion sozialer Komplexität. Dort wo die rationale Abwägung von Informationen nicht möglich ist aufgrund unüberschaubarer Komplexität, wegen Zeitmangels zur Auswertung oder wegen des gänzlichen Fehlens von Informationen überhaupt, da befähigt einen das Vertrauen dennoch zu einer auf Intuition gestützten Entscheidung.“ Und so geht es uns doch dauernd.

Yves hat mal gesagt, dass er mit Judith faul sein kann, im Sinne von er muss nicht performen, muss nichts beweisen, kann einfach er selbst sein, so wie er ist. Und Judith schätzt an Yves so sehr, dass er ihr Geborgenheit vermittelt und Sicherheit, weil er auch in stressigen Situationen ruhig und optimistisch bleibt. Das geht nur durch Vertrauen.

„Gottes Wege sind vollkommen, des Herrn Worte sind durchläutert. Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.“

Die Ehe, liebe Judith, lieber Yves, ist ein lebenslanger Prozess des Sich-kennen-lernens, in dem man sich aufeinander zu bewegt. „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“ sagt der Fuchs zum kleinen Prinzen. Ulrich Schaffer hat darüber ein Gedicht geschrieben:

Als wir uns zuerst liebten, /
waren die Wege nach überall offen. /
Jetzt, wo wir sie gegangen sind /
und ihre Illusionen entdeckt haben, /
öffnen sich in den Wegen /
die neuen Wege. //

Jeder Weg hat ein Herz. /
Jede Tat hat ein Ziel. /
Jeder Traum hat ein Erwachen. /
Jedes Herz hat einen Weg. //

Auf den neuen Wegen /
laufen wir die alten zurück /
und entdecken, dass überall /
nur ein Punkt ist, /
in uns. //

So haben wir uns selbst /
auf die Reise nach innen gelockt /
und die schwere Aufgabe der Liebe gestellt.

Liebe Judith, lieber Yves, ich wünsche euch alles Glück dieser Welt und der zukünftigen Welt, zu der hin wir uns auf die Reise gemacht haben und die weiter weg ist, noch exotischer und uns im Moment noch unbekannter, als es Japan je sein kann.

AMEN.

Sonntag, Mai 27, 2007

Hochzeit in Bad Nauheim

Hier feiern wir heute ein rauschendes Fest der Liebe. Mitten im Kurpark werden Judith und Yves ihr standesamtliches Ja-Wort in Gottes Gegenwart halten. Und wir werden als Vreunde alle unseren positiven Energien bündeln und sie auf die beiden schleudern, das heißt "segnen". Das wird sehr stark und ich hoffe nur, dass keine Windhose kommt und den Pastor, also mich, in himmlische Höhen hebt :-) Rauschen und Brausen soll es ja ruhig, wie es sich für Pfingsten gehört, aber es sollen nur die glimmenden Dochte in unseren Herzen neu entfacht werden, damit unsere Herzen wieder hell und lichterloh brennen als Fanal für die Liebe in der Welt.

Samstag, Mai 26, 2007

Warten auf Reinigung

Was haben wir gewartet in der drückenden Schwüle auf die reinigende Kraft des Gewitters. Und wie erfrischend ist dann der Regen gewesen.

So heißt es schon beim Propheten Jesaja in den Kapiteln 63 - 65: "Ach, dass du den Himmel zerrissest, herabstiegest, so dass vor deinem Angesicht die Berge erbeben. (...)

Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Und an das Frühere wird man nicht mehr denken, und es wird nicht mehr in den Sinn kommen. Vielmehr freut euch und jauchzt allezeit über das, was ich schaffe! Denn siehe, ich schaffe Jerusalem zum Frohlocken und sein Volk zur Freude. Und ich werde über Jerusalem jubeln und über mein Volk mich freuen. Und die Stimme des Weinens und die Stimme des Wehgeschreis wird darin nicht mehr gehört werden. Und es wird dort keinen Säugling mehr geben, der nur wenige Tage alt wird, und keinen Greis, der seine Tage nicht erfüllte. Denn der Jüngste wird im Alter von hundert Jahren sterben, und wer das Alter von hundert Jahren nicht erreicht, wird als verflucht gelten. Sie werden Häuser bauen und bewohnen, und Weinberge pflanzen und ihre Frucht essen. Sie werden nicht bauen und ein anderer bewohnt, sie werden nicht pflanzen, und ein anderer isst. Denn wie die Lebenszeit des Baumes wird die Lebenszeit meines Volkes sein, und meine Auserwählten werden das Werk ihrer Hände genießen. Nicht vergeblich werden sie sich mühen, und nicht zum jähen Tod werden sie zeugen. Denn sie sind die Nachkommen der Gesegneten des HERRN, und ihre Sprösslinge werden bei ihnen sein. Und es wird geschehen: Ehe sie rufen, werde ich antworten; während sie noch reden, werde ich hören. Wolf und Lamm werden zusammen weiden; und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind; und die Schlange: Staub wird ihre Nahrung sein. Man wird nichts Böses und nichts Schlechtes tun auf meinem ganzen heiligen Berg, spricht der HERR."

Donnerstag, Mai 24, 2007

Hirten gesucht

Sehen sie nicht toll aus? Heute ist das Bild von der Konfirmation in der Michaelisgemeinde am 13.5. gekommen. Das wollte ich gleich mit euch teilen, damit ihr Segen und positive Energien über diesen wunderbaren jungen Menschen aussprechen oder ausdenken könnt. Habe von einem coolen Engländer gelesen, namens Wigbert, der seine Gemeinde wie eine Herde hütete und auf sie achtete. Solche Vorbilder brauchen wir. Ausgehend davon der heutige Partytip: Achte doch heute mal besonders auf den Zusammenhalt in deiner Familie und unter deinen Freunden. Das kann fröhliche Begegnungen auslösen, also Parties :-)

Mittwoch, Mai 23, 2007

Safe Places? Teil 2

Heute hab ich einen Artikel über Heilung in Deutschland fertiggestellt. Mein Fazit am Schluss: "Man kann viel Gutes, aber auch viel Schlechtes in Heilungsgottesdiensten erleben. Darum sollte man dem Rat von Paulus folgen alles zu genießen, auch die unterschiedlichsten Heilungsmethoden, sich nicht in hilflose Erklärungen und Schuldzuweisungen verstricken zu lassen und schlussendlich das Gute zu behalten. Die Hoffnung stirbt zuletzt sagt der Volksmund. Und danach bleibt uns nur noch die Liebe, sagt 1.Kor 13. Die Liebe ist das unterscheidende Kriterium aller Dinge, auch in Sachen Heilung. Ein Leib, der kranke Glieder abstößt, sieht nicht heil aus, sondern verstümmelt. Beieinander stehen zu bleiben, in guten wie in schlechten Tagen bis dass der Tod uns scheidet, stünde dem Leib Christi in Deutschland und seinen Heilungsbemühungen jedenfalls gut zu Gesicht."

Montag, Mai 21, 2007

Kollegialgruppe

Heute abend haben wir wieder Hessenberatergruppe und ich fahr mit Birgit rüber nach Langenhain zu Gunther. Dort gibt's dann erst mal ein leckeres Potluck-Meal und dann lernen wir wieder krasse Sachen über die menschliche Seele, die uns so in unseren Arbeiten über den Weg gelaufen sind. Diese Abende machen mich immer ganz glücklich. Schon der alte Euripides hat gesagt: Wahrlich, unser leben währt nur kurz, darum durchmesst seine Bahnen auf das Fröhlichste." Ich würde sagen, da lohnt es sich einmal darüber nachzudenken. Vielleicht bei einem Tässchen Ingwerwasser, denn Ingwer hilft gegen Apppetitlosigkeit und Mattigkeit, aber auch gegen Übelkeit.

Sonntag, Mai 20, 2007

Chili Cheese Pommes

Heute war ich wieder einmal im CZD. Lianna Klassen hat dort im Gottesdienst gespielt. Als Predigt gab's ein Interview mit ihr in dem sie ziemlich coole Sachen gesagt hat darüber, dass die Gemeinde ein safe place sein müsste, es aber leider oft genug nicht ist. Darüber hab ich auch die letzten Tage immer wieder nachgedacht. Wenn Menschen in die Gemeinde kommen, erwarten sie eigentlich geliebt zu werden. Und an alle, die sagen "Ja, aber man muss doch auch verändert werden" nur ein kleiner Gedanke von Paulus: "Verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Umkehr leitet?" (Röm 2,4) So war es bei mir, so war es bei dir und so wird es immer sein. Der einzige Weg zur Veränderung ist die gütige, geduldige und langmütige Liebe. Und wenn ich im CZD bin, gehen wir nachher immer noch in Darmstadt zu Kentucky/Pizza Hut (Gräfenhäuser Str. 48) und essen Chili Cheese Pommes, was einen wirklich gelungenen Gottesdienst so richtig abrundet :-)

Samstag, Mai 19, 2007

Sag was auf deinem Herzen ist

Yo, das hab ich heute bei Katie gefunden, die auch zu einer blechernen Gitarre sehr schön singen kann. Ich kam zu ihr über den Orlando Bloom der christlichen Szene. Auf jeden Fall ein gutes Motto für diesen Tag. Wenn du loslegst, beginn aber vielleicht zunächst mit etwas Positivem :-) Nimm den nächsten liebevollen Gedanken, den du über jemanden denkst und teile ihn der Person via phone, mail, reallife oder was auch immer mit. Das könnte der Ausgangspunkt zu einem schönen Fest werden.

Freitag, Mai 18, 2007

Hör mal gut zu

Ich wünsche dir heute einen Engel der Musik, der deiner Seele einfach gut tut. Ich hab heute morgen mal wieder Dream Theater gehört und das hat meiner Seele richtig gut getan. Die singen nämlich "englisch" :-) Musik kann einen Haufen böse Geister vertreiben. Hat man ja damals schon bei Saul und David gesehen.

Donnerstag, Mai 17, 2007

So, jetzt kann die Schwimmbadsaison kommen :-)

Da wird es einem im Schwimmbad schwer fallen zu verleugnen. Ein Hilfsmittel für eher schüchternere Persönlichkeiten.

Dienstag, Mai 15, 2007

Es gibt viel zu tun ...

... packen wir's an. Die neuen Konfis in Michaelis sind da und ich werde sie bis zu den Sommerferien begleiten. Ich freu mich drauf.

Montag, Mai 14, 2007

Nieren wollen gut durchspült werden ...

... deswegen sehne ich mich nach lebendigem Wasser, mindestens 2 Liter jeden Tag. Mein Partytip für heute: Nutze jede Gelegenheit, anderen etwas Gutes zu tun oder ihnen eine Freude zu machen. Das bewässert nämlich das Vertrocknete mit mindestens 2 Liter lebendigem Wasser.

Sonntag, Mai 13, 2007

Konfirmation in Michaelis

Liebe Gemeinde, als Erstes eine Vision: Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, herausgeputzt wie eine geschmückte Braut für ihren Bräutigam. Und ich hörte eine laute Stimme, die sprach: Das ist die Wohnung Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott wird selbst bei ihnen sein. Und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz. Denn das Alte ist vergangen! (aus Offb 21)

Liebe Konfirmanden, liebe Eltern und Verwandte, liebe Gemeinde, diese Vision ist eine von vielen Stellen aus der Bibel, mit denen Gott uns sagen möchte: Die Welt hat eine Zukunft! Ihr Konfirmanden habt eine Zukunft! Denn Gott wird die Irrungen und Wirrungen der Menschheitsgeschichte schließlich entknoten und einer überraschenden Lösung zuführen. Noch führt unser Weg oftmals durch Dunkelheit und Nebel. Oft spüren wir nichts von der Zukunft Gottes. Ja, manchmal sind wir richtig verwirrt, mutlos, einsam und leer und das vor allem in der vor euch liegenden Jugendzeit, liebe Konfirmanden. Aber die gute Nachricht ist: die Heimat liegt vor uns. Ich habe euch das vorletzte Woche schon gesagt und oft im Konfiunterricht: Es gibt eine Tür, die zum Leben führt und diese Tür ist Jesus Christus selber, der sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zu Gott als nur durch mich. Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal, und nur wenige finden ihn. „Wir sind noch nicht im Festsaal,“ hat Ernesto Cardenal, Priester und Politiker aus Nicaragua, einmal gesagt, „aber wir sind eingeladen. Wir sehen schon die Lichter und hören die Musik.“

Der Glaube ist wie eine Schatzsuche. Wir haben uns während der Konfizeit auf den Weg gemacht und ich habe versucht euch einige Schätze zu zeigen. Einige von euch haben diese Schätze auch schon ausgegraben und mit nach Hause genommen. Aber es gibt noch viel mehr für euch alle. Wer meint mit der Konfirmation sei Schluss, der irrt sich gewaltig. Die Beschäftigung mit Gott fängt jetzt erst richtig an. Die Schatzsuche des Glaubens führt uns auf eine abenteuerliche Lebensreise. Aber nicht nur das Ziel dieser Reise ist wichtig. In gewisser Weise kann man sagen: Der Weg selbst ist das Ziel. Ich habe es ja gerade gesagt, Jesus selbst hat sich als „Weg“ bezeichnet und der erste Name der alten Chri­sten war „Leute des Weges“. Dieser Weg wird kein leichter sein, singt Xavier Naidoo, aber wenn man ihn gemeinsam geht, ist er nur noch halb so schwer. Und natürlich können wir unterwegs auch immer wieder einmal Rast machen und uns stärken. Gute Begegnungen mit anderen Menschen, ein ergreifendes Naturerlebnis, Kunst und Mu­sik, Erfahrungen der Liebe und Freundschaft, Zärtlichkeit, Geborgen­heit und Ekstase, ein gutes Wort, ein gutes Essen und die Gemein­schaft mit anderen, die unterwegs sind – Gott kann alles benutzen, um uns einen Vorgeschmack auf das zu geben, was am Ende in der Ewigkeit auf uns wartet. Und es wird auch Verluste und Schicksalsschläge, Krankheiten und Entbehrungen, offene Fragen und ängstliche Zweifel auf dem Weg geben, das sind die Hindernisse und Stolper­steine. Manchmal verirren wir uns, wir fallen hin, wir machen Umwege. Aber es gibt immer einen Weg zurück. In jeder Niederlage steckt die Chance, zu wachsen und zu reifen.

Was ist der Sinn dieser Reise? Und welchen Unterschied macht es, ob ich als glaubender Christenmensch unterwegs bin oder einfach als Mensch, dessen Ziele scheinbar kürzer gesteckt sind und ganz im Diesseits liegen? Ist der Glaube nur ein Strohhalm der Hoffnung, eine Ausflucht vor der Aufgabe, hier und jetzt zu leben? Jesus ist tatsächlich gekommen, um dem einzelnen Menschen ganz persönlich Sinn, Orientierung und Halt zu geben im Leben. Aber darin geht Jesus nicht auf, das ist nur ein Etappenziel der Sehnsucht Gottes beim Bau seines Reiches. Gott hat die Welt geliebt, heißt es im Johannesevangelium. Ihm geht es um alle und um alles. In Gottes Plan mit der Welt sollen die Menschen, die den Namen Jesu tragen und bekennen, eine besondere Rolle spielen. Christus hat nicht nur sich selbst das „Licht der Welt“ genannt. Er hat densel­ben Titel seinen Freundinnen und Freunden gegeben: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,13). Deswegen hat die Welt von den Christen und von der Kirche etwas zu erwarten. Sie tut es auch – und ist häufig frustriert, weil diese berechtigten Erwartungen so selten eingelöst werden. Viele Christen lösen dieses Dilemma, indem sie sagen: „Schaut nicht auf uns, schaut nicht auf die Kirche, schaut auf Christus! Wir mögen zwar Versager sein und letztlich auch nicht viel anders als andere Leute – aber Christus ist der Herr der Welt! Wir leben von seiner Vergebung!“ Diese Entschuldigung ist - wie so oft - richtig und falsch zugleich. Es stimmt, dass wir Christen immer hinter Jesus Christus zurückbleiben werden, dass Scheitern und Versagen sozusagen zum Programm des Glaubenswe­ges gehören und dass uns am Ende nur Gottes Gnade errettet. Aber Dietrich Bonhoeffer, der lutherische Theologe und Widerstandskämpfer im 3. Reich, hat mit Recht darauf hingewiesen, dass diese „bil­lige Gnade“, mit der man alles rechtfertigen kann, in Wirklichkeit gar keine Gnade ist. Denn wirkliche Gnade verändert und schafft neue Möglichkeiten. Wirkliche Gnade ist nie die Bestätigung und Rechtfer­tigung von Unrecht, Trägheit und Stolz.

Gott verändert uns, indem er uns liebt. Er verurteilt uns nicht. Wir müssen ihm nichts beweisen. Wir müssen uns seine Zuneigung nicht verdienen. Die Schutzmecha­nismen und Überlebensspiele, die wir eingeübt haben, um uns zu schützen und über Wasser zu halten, haben ausgedient. Jetzt kann etwas wirklich Neues beginnen: Ist jemand in Christus, dann ist er ein neues Geschöpf. Das Alte ist vergangen. Etwas Neues hat begonnen! (2. Kor 5). Christus nimmt uns, wie wir sind - aber er lässt uns nicht, wie wir sind. Er führt uns in einen Prozess der Verwandlung. Er ermutigt uns, unsere alten, verbrauchten Verhaltensmuster abzule­gen und stattdessen die Freiheit auszuprobieren, die er uns zugesteht und eröffnet. Zu der „Sünderin“ aus Johannes 8 sagt Jesus zu­nächst: „Ich verurteile dich nicht!“ Freispruch! Aber dann folgt ein zweiter Satz, eine Herausforderung: „Und jetzt geh hin und sündige in Zukunft nicht mehr!“ Wird diese Frau nie mehr sündigen? Wahr­scheinlich schon. Und Jesus wird sie auch dann nicht verurteilen. Aber irgendwann wird für sie dieses destruktive Spiel mit sich und ande­ren Menschen sinnlos werden, die Faszinationskraft einbüßen, weil Jesus etwas viel Besseres anbietet. Jesus braucht befreite Menschen, um diese Liebe zu verströmen, um diese Botschaft von der Möglichkeit der Veränderung durch Liebe in die Welt zu tragen. Jesus braucht befreite Menschen, die nicht mehr verwickelt sind in die Mechanismen und Spiele der Welt: Konkurrenzkampf, Habsucht, Neid, Lustgewinn. Jesus sucht Jüngerinnen und Jünger, die leiden können, ohne beleidigt zu sein, die verzichten können, ohne zu meinen, sie kämen zu kurz. Jesus fragt euch, liebe Konfirmanden, ob ihr solche Leute sein wollt, gläubige Schatzsucher, die mit den anderen Menschen teilen, was sie gefunden haben. Weil Jesus dazu befreite Menschen braucht, ist er zunächst damit beschäf­tigt, uns aufzubauen, uns gleichsam „hochzupäppeln“, unsere Man­gelgefühle zu heilen. Das kann viele Jahre dauern. Und diese Zeit habt ihr, liebe Konfirmanden. Zum Glück ist unser Herr Jesus Christus, wenn es um unsere seelische Gesundheit geht, äußerst langmütig und geduldig und gewissenhaft. Manche Menschen setzen ihr Leben schon zu früh für andere ein. Sie geben sich weg, bevor sie sich überhaupt gefunden haben. Sie können sich selbst nicht lieben und wollen anderen dienen. So soll es euch nicht ergehen. Genießt das Leben und wachst zu reifen Persönlichkeiten heran.

Aber geizt auf der anderen Seite auch nicht mit euren Gaben, die ihr jetzt schon habt. Seid euch nicht zu fein, zu selbstbezogen, um das zu teilen, was ihr empfangen habt. Bringt euch in das Gemeindeleben der Michaeliskirche ein und segnet alle Menschen in Berkersheim mit der Liebe, die der allmächtige Gott in eure Herzen ausgegossen hat. Es gibt nun viele unterschiedliche Weg zu Gott, weil es viele verschiedene Charaktere und Temperamente gibt. Aber es gibt keinen Weg zu Gott ohne „Bekehrung“, Richtungsänderung, Umkehr und Schmerz. Darüber haben wir gestern abend noch einmal im Gemeindehaus geredet und gemeinsam auch ein Gebet zu Jesus Christus gesprochen. Trotz der Unterschiedlichkeiten der Menschen gibt es doch ein einheitliches „Muster“: die erste Reise, die Reise zur Konfirmation hin, führt uns zur Erkenntnis und Erfahrung, dass Gott uns liebt und mag, wie wir sind. Die zweite Reise, die Reise von heute an in die Zukunft eures Lebens, die Reise von der Konfirmation in das Leben als vollgültiges Gemeindeglied der Michaelisgemeinde in Berkersheim, diese zweite Reise beginnt, wenn uns Gottes bedingungslose Liebe infiziert hat und darauf drängt, durch uns hindurch zu fließen zu anderen Menschen hin. Liebe Konfirmanden, aber auch liebe Eltern und Verwandte, liebe Gemeinde, eine ganze Welt wartet auf diese bedingungslose Liebe Jesu. Deshalb braucht Gott Men­schen, die das alte Gebet nachsprechen: „Herr, mach mich zu einem Werkzeug deiner Liebe!“ Christoph Blumhardt, ein besonders geistbegabter schwäbischer Pfar­rer am Anfang des letzten Jahrhunderts, hat das so ausgedrückt: „Christen müssen sich zweimal bekehren: zunächst einmal von der Welt zu Gott. Aber dann auch wieder zurück zur Welt!“

Es gibt eine ganz spezifisch christliche Form, die Welt zu lieben, und das ist die Leidenschaft Gottes für diese Welt zu teilen.

Christoph Blumhardt zum Beispiel schloss sich als Pfarrer der Arbeiterbewegung an, die damals fast ausschließlich von Atheisten getragen wurde. Die Arbeiter hatten der Kirche enttäuscht den Rücken gekehrt, viele waren Atheisten aus Enttäuschung. Die Kir­che missbilligte Blumhardts Schritt und entzog ihm das Pfarramt. Sie verstand diese „Verweltlichung“ nicht.

Dietrich Bonhoeffer schloss sich während des Krieges dem aktiven politischen Widerstand gegen Hitler an. Auch diesen Schritt verstand die Kirche nicht. Sein Name erschien nicht auf den Fürbittenlisten, und noch lange nach dem 2. Weltkrieg weigerte sich zB ein lutherischer bayerischer Landesbischof, an der Einweihung einer Gedenktafel für Bonhoeffer im ehemaligen KZ Flossenbürg teilzunehmen.

Martin Luther King wurde durch den Glauben an die Spitze der Bürgerrechtsbewegung geführt, die um die Gleichberechtigung der amerikanischen Schwarzen kämpfte.

Mutter Teresa von Kalkutta verließ die Bequemlichkeiten ihres Klo­sters, um mit den Ärmsten der Armen zu leben. „Liebe muss wehtun“ lautete eine ihrer Devisen.

Diese Männer und Frauen, die wir mit Recht „Heilige“ nennen, bekehrten sich auf eine Weise „zur Welt“, die viele Kirchenchristen nicht nachvollziehen konnten. Und doch sind es gerade diese „weltli­chen“ Christen, voller Liebe und Leidenschaft für eine verlorene Welt, die dem Christentum einen Rest von Glaubwürdigkeit erhalten haben. Diese Menschen haben die „gute Nachricht“ nicht nur gehört, sie sind selbst zur „guten Nach­richt“ für die Welt geworden. Jesus hat zu seinen Leuten gesagt: „So wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!“ Und an einer anderen Stelle: „Ich sende euch als Schafe mitten unter die Wölfe!“ Jesus mutet uns zu, dass wir folgendes glauben und leben: Liebe ist stärker als Hass; Gewaltlosigkeit hat den längeren Atem gegenüber der Gewalt; das Leben besiegt am Ende den Tod; was die Welt „Erfolg“ nennt, das muss schließlich scheitern; was nicht beachtet wird in dieser Welt, das findet Beachtung bei Gott.

Martin Niemöller, ein anderer christlicher Widerstandskämpfer aus der Hitlerzeit, hat versucht, in jeder Situation zu fragen: „Was würde Jesus tun?“ Das gibt es ja heute auch als Armbändchen in englisch: „What would Jesus do?“ Wie würde Jesus sich äußern zu Klimakatastrophe und Robbentod, zu Welthunger und Ehescheidung, zu Atomkraftwerken und Kriegen, zu Abtreibung und Kirchen­steuer, zu Homosexualität und Aids, zu Wohl­stand und Arbeitslosigkeit? Vor allem: was würde er tun oder nicht tun? Die Christen sind sich nicht einig darüber. Deswegen müssen wir gemeinsam suchen, fragen, streiten, beten, bis wir dem Willen Gottes näher kommen. Jesus hat uns dafür den Heiligen Geist verspro­chen, der uns „in alle Wahrheit leitet“, wenn wir ihn bitten.

Viele junge Christen sind in den letzten Jahrzehnten aufgebrochen, um genau das auszuprobieren. Es gibt eine unüberschaubare Anzahl von Jugendkirchen und Jugendbewegungen, lauter ehemalige Konfis, Ex-Konfirmanden, die sich auf die Schatzsuche des Glaubens gemacht haben, die nun ihren eigenen Weg, ihren eigenen Style suchen, Jesus in ihrem Alltag nachzufolgen. Allein in Frankfurt gibt es schon 3 Jugendkirchen: die katholische Jugendkirche Jona in Sachsenhausen, die evangelische Jugendkirche Sanktpeter mit ihrem Pfarrer Rasmus Bertram, den ich sehr schätze und die freikirchliche Jugendkirche Subzone beim Arbeitsamt, die ich selber gegründet und aufgebaut habe. Ich bin überzeugt, dass Gott jedem Menschen ganz bestimmte Gaben und Fähigkeiten gegeben hat, die unersetzliche Bausteine für Gottes neue Welt sind. Es ist nicht immer einfach, die eigene Gabe zu entdecken und ernst zu nehmen. Aber genau das ist eure Herausforderung, liebe Konfirmanden, jetzt nach der Konfirmation. Ihr müsst herausfinden, was jetzt „dran“ ist. Es ist eure Schatzsuche des Glaubens. Für die einen mag es wichtig sein, Aktivitäten aufzugeben und „in sich zu gehen“. Andere können plötzlich merken, dass es an der Zeit ist, sich aktiv zu beteiligen.

Wer Gott um „Erleuchtung“ bittet, wie der nächste Schritt aussehen soll, wird gewiss fündig werden. Eine Faustregel kann die Frage sein: „Was kann ich tun, um dem Leben zu dienen? Was kann ich tun, um der Wahrheit zu dienen?“ Denn Jesus nennt sich „das Leben und die Wahrheit“ und er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Das sind alle 3.287 Berkersheimer, oder alle 660.000 Einwohner von ganz Frankfurt, zumindest aber eben alle 67.000 Frankfurter Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren. All die sollen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, und den Schatz finden, dass Jesus sie bedingungslos liebt. Darum geht es dem lieben Gott. Viel konkreter sind die An­weisungen des Evangeliums nicht. Aber diese Suche nach dem Leben – für sich selbst und für die ganze Welt – führt alle, die sich darauf einlassen, in immer neue Verwicklungen und Abenteuer mit sich selbst, mit Gott und mit den Mitmenschen. Dieses Abenteuer wünsche ich euch, liebe Konfirmanden und uns, liebe Gemeinde von ganzem Herzen. Amen

Samstag, Mai 12, 2007

Letzte Worte

Heute hab ich die Konfis noch ein letztes Mal vor der Konfirmation zusammengerufen und noch einmal darauf hingewiesen, wie wichtig eine Bekehrung für die Konfirmation ist, also dass sie ihr Leben Jesus anvertrauen. Und dann haben wir alle zusammen gebetet. Und jetzt vertraue ich darauf, dass ja zur Zeit die Eisheiligen sind, die bedeuten, dass kein Frost den jungen Saaten mehr schaden kann. Und das haben wir zusammen gebetet:

"Herr Jesus, ich gebe dir nun mein ganzes Herz und mein ganzes Leben. Ich mache dich zum Bestimmer in meinem Leben. Ich glaube, dass du für mich gestorben ist. Ich glaube, dass dein Blut alle meine Sünden wegwischt. Ich wende mich von allem Bösen in meiner Vergangenheit ab. Von nun an werde ich die Dinge in deinem Sinne tun! Komm jetzt in mein Leben, Herr Jesus und erfülle mich mit deinem Heiligen Geist. Bitte mach mich zu einer neuen Schöpfung! Lass es bekannt werden, dass ich von Neuem geboren bin! Ich bin jetzt frei! Ich werde ewig leben! In Jesu Namen, Amen"

Freitag, Mai 11, 2007

Heute brennt das Forum langsam aus :-)

Yeah, voll interessant, wirklich. Aber auch ganz schön kräftezehrend für so'n alten Mann, wie mich :-) Und heute abend lese ich dann noch aus meinem Buch vor beim CVJM. Der heutige Partytip heißt: Widme deine Gedanken mal den Zusammenhängen deines Lebens. Was beeinflusst dich alles positiv, was hilft dir zum Leben, zB wie sehr dir Tiere und Pflanzen bei deiner Ernährung und Kleidung helfen. Dann sei dankbar und feiere ein Fest!

Donnerstag, Mai 10, 2007

Mobbing und Burnout Teil 2

Ich bin immer noch in Heek an der holländischen Grenze dem Geheimnis des Stress auf der Spur. Es hat eine Menge mit "Gerechtigkeit" zu tun. Wenn ihr mal vorbeikommt, erklär ich's euch gerne. Auf jeden Fall lautet mein heutiger salutogenetischer Partytip: Bemüh dich heute mal ganz bewusst, dich nicht dem Ärger zu überlassen. Ärger raubt nur Kräfte, während seine Überwindung Kraft schenkt, die man dann sinnvoll zum Feiern einsetzen kann.

Mittwoch, Mai 09, 2007

Forum Stressbewältigung, Mobbing, Burnout

So, 3 Tage lang lerne ich jetzt etwas über Mobbing und Burnout in Heek-Nienborg. Ich freu mich schon riesig. Und für alle Daheimgebliebenen folgender Partytip: Der heilige Desideratus war stets darum bemüht, streitende Parteien zu versöhnen. Vielleicht ergibt sich heute ja für dich die Möglichkeit, einen Streit zu schlichten. Das wird ein Fest geben!

Dienstag, Mai 08, 2007

Abschied

Heute haben wir unsere liebe Freundin Edith Schreiter-Diedrichs zu ihrer letzten Ruhestätte auf dem Friedhof Langen begleitet und Abschied von ihr genommen. Noch über den Tod hinaus hatte sie für uns gesorgt und für die Freunde ein schönes Café ausgesucht und verfügt, dass es Streuselkuchen und Käsekuchen gab. Da haben wir uns noch einmal all die schönen gemeinsamen Stunden vor Augen geführt und als Freunde zusammengestanden und unseren lieben Freund Johannes, der allein zurückgeblieben ist, getröstet und gestützt. Zum Glück ist es nur ein Abschied auf Zeit. Davon war auch Edith zutiefst überzeugt. Wir sprachen und sangen davon, als ich sie vor 2 Wochen noch einmal an ihrem Krankenbett besuchen konnte. "Wir sehen uns wieder, Edith, zu Hause in der Ewigkeit."

Sonntag, Mai 06, 2007

Ein Bild von Gott

Heute hab ich bei den Baptisten in Mainz über Gottesbilder gepredigt. Das war ein sehr schöner Gottesdienst. Und sie haben auch sehr schöne Glasfenster in ihrer Kirche, die sie seinerzeit von den Amerikanern übernommen haben. Danach haben wir noch lecker gegessen bei Moni und Gert und dann sind wir noch einmal zurück nach Gonsenheim gefahren und in die evangelische Kirche (klick "Historie" und dann "Kirchenfenster") gegangen, wo Johannes Schreiter wunderbare blaue Fenster gestaltet hat und haben Farbluft genossen. In diesem Sinne ist die Kirche ein echter Luftkurort. Man kann sich die Schlüssel zur Kirche jederzeit in der Videothek gegenüber abholen und die Fenster dann besichtigen. Es lohnt sich echt. Es ist wie ein inneres Fest.

Donnerstag, Mai 03, 2007

Spider Man 3

Yeah! Dieser junge Mann hat heute Spider Man 3 gesehen. Als alter Marvelianer beneide ich ihn :-)

Dienstag, Mai 01, 2007

Bauwägen und Bestimmungslehre

Heute hatte Bodo Neumann-Gutzeit ein paar Freunde zusammengetrommelt :-) und dann haben wir so einen 8 m langen Bauwagen in seinen Garten geschoben. Das war schon krass und die Würstchen schmeckten danach auch mindestens 8 m lang.
Später dann am Abend bin ich in die Philadelphia -Gemeinde gegangen und hab in der MISTI über die Bestimmung des Menschen gelehrt, was nicht nur gut, sondern auch sehr lustig war, weil Freak Alex mich auf englisch übersetzt hat und ich seine Übersetzung manchmal so spannend fand, dass ich "Genau!" ausrief, anstatt weiter zu predigen. Wir alle hatten jedenfalls bei beiden Events sehr viel Spaß. Ora et labora fanden schon die Benediktiner gut.